Von Monstern und Meeren
Ich kenne deine Geschichte.
Ich habe sie schon oft gehört.
Ein stolzer Held, ein großes Abenteuer.
Eine Prinzessin, hoch auf dem Turm
Ich mag vor allem die Drachen und die Monster.
Sie kommen mir so menschlich vor.
Doch wenn du deine Geschichte erzählst, klingt sie anders.
Du hast sie auch schon oft erzählt
Dein Held ist müde
Die Prinzessin schon längst in jemand anderen verliebt
Und die Drachen und die Monster
Du erklärst mir, dass sie in deiner Geschichte wirklich Menschen sind.
Ich dachte, ich kannte diese Geschichte
Sie wirkte einst so märchenhaft
Der letzte, der sie mir erzählte
Schuf magische Wesen mit seinen Worten
Er baute Brücken über Meere
Und schwärmte von schneebedeckten Bergen.
Auch deine Berge hatten Schnee
Kalten, nassen, mörderischen Schnee.
Und deine Meere hatten keine Brücken
Sie hatten Schlauchboote mit zu wenig Luft
Und die Magie – tja, die Magie wünschtest du dir sehnlichst herbei
Als dein Held versteckt in einem engen Raum
Sich sicher war, dass er seine letzten Atemzüge nahm.
In der Geschichte, die ich kannte
Wurde das Böse stets besiegt.
Mit einem Schlag war der Kopf des Monsters abgetrennt
Doch dein Held kämpft gegen eine Hydra
Für jeden abgetrennten Kopf wachsen zwei nach.
Zugegeben, dein Held scheint nicht sehr heldenhaft
So müde, einsam und vielfach besiegt.
Er lebt, sagst du und zuckst nur die Schulter
Er lebt – das ist heldenhaft genug.
Maria Tramountani
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