Mein Herz brennt
Dein Herz brennt, Schwester
Dort unten im Süden
Ein Berg aus Polyester
Lässt dein Augenlicht ermüden
Deine Stimme bricht auf
Der Sonne entgegen
Nimmst Tränen gern in Kauf
Im Land ohne Regen
Im Land ohne Regeln,
Dort starb einst dein Kind
Ihre Schreie, sie segeln
Noch heute im Wind
Unter Klingen zerbrach
Ihre weibliche Kraft
Wie kann man nur verachten,
Was Gott erschafft?
Oh, schöne Wüstenblume
Deine fruchtende Natur
Verwelkt im Schattenland
Deiner seelischen Tortur
Oh, schöne Wüstenrose,
Dein Land lässt dich nicht sprießen
Erkennst du die Hypnose morbider Vollnarkose,
So wirst du rot zerfließen.
Dein Herz brennt, Schwester
Im Land der hundert Leben
Das heilige Gewässer
Kann die Reinheit dir nicht geben
Die dir eines Nachts genommen
In der Dunkelheit der Lust
Was ist über dich gekommen,
Dass du abends rausgeh’n musst?
Ein Mann hat nun mal Triebe,
Die dein Glanz provoziert
Drum halt ihn dir zu Liebe
Mit viel Seide kaschiert
Denn sieht Mann deinen vollen Mund
So will er dich zur Frau
Und tust du deinen Willen kund
Verätzt er all dein Seelenbunt
Und du wirst kalt und grau
Die Strassen sind zu hart
Für dein zartes Gemüt
Auch wenn hinter der sanften Art
Ein Kriegersamen glüht
Doch im Monsun kannst du nicht blühen
Der Tränenregen fällt zu dicht
Tochter Indiens bist du erst
Der Welt den Rücken zugekehrt
Im medialen Rampenlicht
Dein Herz brennt, Schwester,
Es brennt wie deine Wunden
Der Schlag wird immer fester
Und du flüchtest in Stunden
Einer glücklichen Zeit,
In der die Liebe noch florierte
In der die Zweisamkeit
Noch deine Seele balsamierte
Die allerletzte Farbe
deiner dunkelgrauen Welt
Ist jene die dein Antlitz
So tragisch entstellt
Die Mauer nimmt dich auf
Du wirst eins mit dem Stein
Du nimmst gerne in Kauf,
Endlich leblos zu sein.
Er ist so talentiert,
Im Brechen von Knochen und Versprechen
Und Kochen vor Wut
Und ja, es geht mir gut,
Alles andere wäre mein Tod
Weil das übervolle Frauenhaus mich nicht zu nehmen droht.
Ich seh’ die Welt scheitern, am Schutz ihrer Frauen
Und zum Selbstschutz brauchen wir Selbstvertrauen
Doch wie soll man dieses aufbauen, wenn uns jeder sagt
Dass ein Mädchen immer zierlich und charmant zu sein hat?
Dass ein Mädchen sich zu kleiden hat, wie es Mann gefällt
Dass ein Mädchen sich gefälligst wie ’ne Dame verhält
Dass ein Mädchen nicht trinkt und ein Mädchen nicht raucht
Dass ein Mädchen einen Mann zum Bestehen braucht
Ich bin kein hilfloses Ohnmachtstalent
Da brennt ein wolfgleiches Temperament
In meiner Brust, die Mann schätzt und zugleich tabuisiert
Und bei der Mann schnell einmal die Fassung verliert
Ich hab’s satt, mich auf dem Heimweg ständig umzudreh’n
Ich hab’s satt, zu lernen, damit umzugeh’n
Ein Objekt der Begierde im Mondenschein,
Die lebende Zierde des Mannes zu sein
Gesundes Misstrauen ist eigentlich krank
Dem ich so viel giftige Angst verdank
Daweil bin ich doch eigentlich voller Vertrauen
Und will lieber Brücken statt Mauern bauen
Verstehst du denn nicht, dass die weibliche Kraft
Genauso viel Gutes, wie deine schafft?
Nur gibt diese Welt ihr nicht genug Raum
Ihn innig zu leben, den eigenen Traum
Ich hab’ einen Traum von Einheit und Glück
Eine Reise nach vorn ohne Blick zurück
Doch ich brauche dich, zu klein ist mein Schritt,
Egal wie stark ich rudere der Strom reisst mich mit
Der Strom ist ein Chor aus vielen stummen Mündern
Und brüllend despotischen Hassverkündern
Hören wird man uns nur, wenn wir viele sind
Mit Bass, Alt, Sopran in den Gegenwind
Ich bitte euch Brüder, behandelt mich
Wie eure eigene Tochter, denn wäre sie ich
Dann würdet ihr sie schützen wie den teuersten Schatz
Dann wäre für Verachtung und Gewalt kein Platz
Ich bitte euch Schwestern, hört auf euch zu hassen
Wir müssen die Grenzen des Neids verlassen
Denn wenn wir nur gegeneinander spielen
Dann bleibt dieser Ruf nur einer von vielen
Mein Herz brennt, Bruder
Denk immer daran
Dass der Mann ohne Frau
Gar nicht leben kann
Mein Herz brennt, Schwester,
Doch es brennt nicht mehr lang
Wenn wir uns heute erheben
Bricht die Freiheit an.
Luna Schafitel
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