Cansev Duru – NaPoWriMo

Tag 1 – Soundtrack meines Lebens
Alle hören MP3
der CD-Player ist nez
die abgespielte Musik alt
poppt, jugendfrei
seit 1997 heißt es
Tarkan und Şıkıdım
Schikidim schikidim
Sing doch mal was
Am besten Türkisch
So Schikidim und so
Schick dich nicht so
Ja komm mach mach
Es heißt Şımarık.
Macht doch nix
Interessiert keinen.
Dayı schenkt gern
dann halt mal alte CDs
die Orangene hör ich gern.
Day 2 – Transcultural
“Balkan Baklava”
The sentence begins with
“İstanbul is…
a nice screensaver
some çay pics
screaming
seagulls.”
Are interviews
with political
refugees from Turkey
the real experience?
It should be basic
something about food
I was searching for
Kebab and anything helal
in Old Belgrade
they love pork btw
and all I’ve got
was a lousy date
and mediocre sweets
at Balkan Baklava
the owner, Turkish,
says “don’t loose it.”
I’m loosing my identity
to deliver authenticity.
Tag 3 – Sonne und andere tägliche Wunder.
Ich kann mich nicht erklären
Bin allein mit dem blauen Abgrund
Über meinem Gedankenchaos
Kein Grauwechsel betrübt mich
Und Wolken zieren belanglos
Nur die Sonne kennt ihren Platz
Beruhigend
Day 4 – Inspiration
When I feel tired through searching
some purity in endless thoughts
and my sight is blurred out
leaves, twigs, trees contour a sceme
of new beginnings in every moment.
Tag 5 – Überbrücken
Ein Asphaltweg steht bevor
aus der Seite ragen Blumen
zuvor flüstert es heisern
gehe Schritt für Schritt
anlamadım
adım adım
say it again
step by step
lauf und schau nie zurück
bis das Rot die Schuhe betritt
bis die Socken löchern strotzen
verdrängen verwechseln vergessen
es duftet
so schön
lass Blumen
pflücken.
Day 6 – Blossom
I know, common sense
always challenged me.
Love and commitment for your family
has to be self-evident.
They say, not loving them is the
equivalent to self-loathing.
I don’t know, if commitment is love and
love is just a habit.
I surely love my sister, and I know that
she is one of the most precious habits in my life.
When she laughs, the world seems to shine
in more colors than black and white.
When she cries, I surely hate myself and
regret all the bullshit things I said and did.
So the silence of the quarantine is more
an all-day anxiety, everyone talks and we
just listen to people who cough, who die.
And both of us walk, every day crossing
fields and forests, we buy energy drinks
and keep distance.
Today we talked about feeling astrained
from our family in Turkey and I felt such
a heavy weight over my soles.
Until she smiled.
Day 7 – Haiku (not)
Nothingness
Everything will be all right
I just call to listen
Tag 10 – Freiheit
Ein Mann steht am Straßenrand von
einem weitläufigen Feld, neben ihm sein
Fahrrad. Er hält ein Fernglas vor den
Augen und belächelt begeistert das
Beobachtete.
Ein Junge liegt blutend am Straßenrand,
neben ihm der Mörder und sein Fahrrad.
Eine handvoll Medien berichten kurz danach
von der geistigen Verwirrtheit des
Beobachteten.
Tag 11 – Grund zu Lächeln
Natürlich höre ich zu
Jede gebrochene Silbe
Erzählt von Momenten
Mit und ohne und viel
Drumherum Rundherum
Also warten wir zusammen
Bis du zuhause ankommst
Und füllen die Leitung
Mit kurzlebigem Schmerz.
Bis wir beide lächeln
Sind Anekdoten vergangen.
Tag 14 – Quarantini
Ich frage: “Wie geht es dir?”
Wohlbefinden
schwindet
Versuchung
verbindet
in Gedanken
bereits
vereint
entzweit
bereit zu
schwelgen
Kameras
schwenken
in Zimmern
Erinnerungen
schimmern
grell
nehme
alles
persönlich
Ich will fragen:
“Wie geht es dir ohne mich?”
Day 17 – Cry me a river
After every mistake
you call it day
But Mondays offend you
All the working days
Until the weekend
Lazy and short
Accept them.
Tag 20 – Trotzdem Liebe
Die Prinzenrolle
ist kein Versehen
Langfristig gesehen
reiben sich meine
Kniescheiben auf.
Ich schaue dir zu
isst vegan und Oreos
eine unbequeme Stellung.
Trotzdem Liebe
Tag 30 – Warum ich eine Poet*in bin
Ich hätte
es erklären können.
Ist es die Angst
oder das Bröckeln
der Macht?
Ich war müde
vom ständigen Erklären.
Ich bin
so mutig neuerdings
rede türkisch
rede arabisch
tückisch
die Reaktionen
ungewollt
die Provokation.
Ich werde
zum Politikum
progressiv
nicht aggressiv
lache und
falle sanft
richte mich
aufrecht entgegen.
Neuerdings
bin ich
Ich.
Cansev Duru
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