Der Duft von Beton

Wärme hat einen Geruch.

 

Betonlandschaften

im Sommer riechen

unter Regen nach Dampf

und Fernweh, yolculuk nereye?

 

Graue Nässe ist geruchlos.

 

Manche Menschen benutzen

komische Wörter wie

“Paradies, exotische Insel,

Süden und Himmel auf Erden”.

.

“Luftfeuchtigkeit” lassen sie weg.

 

Ein Oxymoron dagegen

ist das Wort “Wahlheimat”,

sie werden nicht gewählt,

Heimaten werden geleistet.

 

Gerüche wecken Erinnerungen.

 

Wenn ich sage,

ich suche nach Heimat,

dann heißt das nicht,

ich kann sie mir aussuchen.

 

Erinnerungen sind restaurativ.

 

Beton in Gurbet macht krank,

annelerimiz babalarımız hasta,

heimwehkrank, homesick,

alles richtig geschrieben?

 

Gurbet ist ein Gefühlszustand.

 

Kinder verstehen nichts

und Erwachsene Bahnhof,

manche sind sorglos glücklich,

Andere sind grundlos anders.

 

Deutsch klingt teutonisch.

 

Ein Kind von Trauer

bin ich keineswegs,

also erspar mir den

Perspektivwechsel.

 

Türkisch klingt wie türkisch.

 

Im Trab laufen sie

durch Pfützen vorbei

dem dampfenden Beton

die kalte Schulter zeigend

 

Erinnerungen sind nostalgisch.

 

Wenn ich sage,

ich denke an Heimat,

krame ich Erinnerungen

aus meiner Kindheit hervor.

 

Meine Großtante schreitet

aus dem sicheren Dach

dem Wolkenbruch entgegen,

Wasser perlt von ihrer Kleidung,

das weiße dünne Kopftuch,

die dunkelrote Strickweste,

die weite luftige Hose,

das Herz am rechten Fleck.

 

Sie streckt ihre Hände in den Himmel,

Tropfen fallen auf betende faltige Finger,

die Nägel rot scheinend vom Henna.

 

Ich weiß nicht mehr genau,

was zuerst mit dem Regen verschmolz,

leise heiße Tränen oder der Duft

nach Buğday, Holz und Rosen.

 

Düfte und Erinnerungen sind Heimat.

 

 

Cansev Duru

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