Die Farbe der Göttlichkeit

Wie viele Stirnen lehnte an deinen kühlen Fließen?
Welche Worte nahmen sanft Platz in deinen Fugen
Schmiegten sich an deiner glatten Oberfläche
Bevor sie in den Himmel schwebten
Dort, wo sie hingehörten
Hast du sie je beachtet?
Und wenn ja: Erinnerst du dich an sie?
Ich glaube schon.
Nicht umsonst färbten sie dich in der Farbe der Unendlichkeit.

Wie viele überhitzte Körper kühltest du?
Wie viele lehnten ihre Rücken an dich
Ruhten sich an heißen Mittagen zu deinen Füßen aus?
Hast du sie gezählt?
Und wenn ja: Vermisst du sie jetzt?
Ich glaube schon.
Nicht umsonst trägst du die Farbe der Sehnsucht.

Wie viele Menschen
Brachen vor deinen Augen zusammen
Erschöpft von dieser grausamen Welt
Wie viele Seelen verbeugten sich vor dir
Kurz nachdem sie ihre Körper verlassen hatten?
Erinnerst du dich an ihre Wunden?
Und wenn ja: Wünschtest du, du könntest sie vergessen?
Ich glaube schon.
Nicht umsonst trägst du die Farbe der Kälte.

Erinnerst du dich, als sie dich trennten
Von deinem Gotteshaus?
Und dich fortnahmen an diesen fremden Ort?
Hast du etwas gedacht?
Hast du etwas gefühlt?
Und wenn ja: Fürchtetest du dich?
Ich glaube schon.
Nicht umsonst färbten sie dich in der Farbe der Nacht.

Und nun bist du hier
Verraten von denen, die dich einst bewunderten
Getrennt von denen, die dich verehrten
Aber auch liebgewonnen von denen, die dich nun bewundern
Dich verbinden mit ihrer eigenen Sehnsucht
Und dir ein liebevolles Zuhause geben
Genießt du es?
Und wenn ja: Macht dir das manchmal Angst?
Ich glaube schon.
Nicht umsonst trägst du die Farbe der Unergründlichkeit.

Werden dir heute noch Geheimnisse zugeflüstert?
Werden Herzenswünsche mit dir geteilt?
Und werden sie jemals erfüllt?
Und wenn ja: Hast du vielleicht etwas damit zu tun?
Ich glaube schon.
Nicht umsonst gaben sie dir die Farbe der Göttlichkeit.

Maria Tramountani

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