Sterben am Meer

Du warst wohl nicht der einzige, der die Idee gehabt hatte.
Nun standst du hier, zum Sterben bereit,
um dich Hunderte – vielleicht Tausende – ,
die hier aus demselben Grund waren wie du und auf das Meer starrten.

Und dann bewegtet ihr euch gleichzeitig,
wie eine Armee, die auf den Feind zumarschierte.
Ihr gingt weiter, bis euch die Wellen verschluckten.

Das Meer war ein guter Ort zum Sterben.

Als du dann gestorben warst
und dein Körper leblos auf den Wellen schaukelte,
spielte nichts mehr eine Rolle.
Hass ging in Liebe über und verpuffte,
Hoffnungslosigkeit und Hoffnung gaben sich die Hand und waren plötzlich eins.
Schmerz und Freude waren kaum zu unterscheiden.

Nur der Zweifel blieb.
Als deine Hose bis zum Knie durchnässt gewesen war,
hatte er dich plötzlich erfüllt.
Du hattest dich kurz gefragt, ob es sich vielleicht doch noch zu kämpfen lohnte.
Du warst nicht stehen geblieben, doch der Zweifel hatte dich festgehalten,
bis zu deinem letzten Atemzug
und darüber hinaus.

Maria Tramountani

 

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