“Eigentlich wäre sowas doch auch für Frauen ganz praktisch, oder?” Der Mann lachte.

“So ein Stundenplan. Damit ihr wisst wann ihr kochen und putzen müsst.”

Niemand sagte etwas und ich? Ich war geschockt.

Nein, eigentlich gab es kein Wort für meine Gefühle in diesem Moment, nichts könnte es auch nur annähernd beschreiben. Ungläubig starrte ich den Mann an.

“Was reißen Sie denn die Augen so auf?” Er runzelte die Stirn und wunderte sich offensichtlich über mein Verhalten, was die gesamte Situation nur noch bizarrer wirken ließ.

Ich wurde wütend, richtig wütend. Zuerst wusste ich nicht was ich sagen sollte, ob ich überhaupt etwas zu so einem unfassbaren Kommentar sagen wollte. Aber da ich nun mal ich war, musste ich es tun. Es ging nicht anders. Also versuchte ich mich so nüchtern wie möglich zu geben, auch wenn ich angewidert von ihm und seiner Denkweise war.

“Sind Sie Zeitreisender?”

Der Mann war verwirrt und schnaubte: “Was? Was wollen Sie jetzt?”

Ich atmete tief ein.

“Ich wollte wissen ob Sie aus der Vergangenheit kommen. Sehen Sie mal auf die Zeitung in Ihrer Hand, da steht das Datum drauf. Wissen Sie, ich darf sogar schon wählen und Hosen tragen.”

Der Mann blinzelte.

“Was sind Sie denn für ein unverschämtes Ding?! Zu meiner Zeit…”

Ich schnitt ihm das Wort ab: “Und genau da haben wir das Problem. Ich bin kein `Ding´ und zu Ihrer Zeit waren Frauen Gebärmaschinen, die sich um den Haushalt kümmern mussten, sonst nichts.”

Er lächelte. Ja wirklich, er lächelte mich an.

“Und was ist daran falsch gewesen, junge Frau?”

Hatte es überhaupt noch einen Sinn sich mit diesem Menschen zu unterhalten? Nein. Konnte ich es einfach dabei belassen? Nein.

“Haben Sie jemals ein Geschichtsbuch in die Hand genommen? Da können Sie nochmal nachlesen was genau daran falsch war. Aber das würde nichts bringen, oder? Sie bleiben bei Ihrem Irrsinn.”

Ich stand auf und schaute zu dem Mann runter, der auf der Bank sitzen blieb.

“Aber wissen Sie was mich beruhigt?”

Der Mann wartete darauf, dass ich weitersprach.

“Die Tatsache, dass die Welt uns gehört. Ohne Ihre Mutter wären Sie nicht hier und wir hätten dieses wundervolle Gespräch nicht führen können.”

Ich ging, er rief mir noch etwas hinterher, aber ich blieb nicht stehen. Wieso sollte ich mich für Ignoranz umdrehen?

Jessica Trevisi