Wer bin ich, dass ich dir helfen kann?

Besonders stark bin ich nicht,
Noch bin ich außerordentlich klug.
Habe mehr Marotten, als ich möchte.
Ich habe einen Namen, den viele tragen.
Ein Gesicht in dem sich viele wiederfinden.
Wer bin ich, dass ich dir helfen könnte?

Oft kann ich mir selbst nicht mal helfen,
Geschweige denn mich verstehen.
Früher dachte ich an Mutter Theresa mit einem seligen Lächeln im Gesicht, wenn ich helfen wollte.
Ich möchte so selbstlos wie sie sein.
Aufopfernd.
Aber nicht mal das bin ich.
Also sag: Wer bin ich, dass ich dir helfen könnte?

Brauchst du mich denn?
Ich will nicht gebraucht werden.
Ich fühle mich unter Druck immer wieder zu helfen,
Wenn ich einmal damit anfange.
Es ist als würde ich einen stillen Vertrag unterschreiben.
Ich habe Angst vor Bindungen, davon in die Pflicht genommen zu werden.
Wer bin ich, dass ich dir helfen könnte?

Soll ich dir helfen oder soll ich warten, bis du mich bittest.
Wenn du nett fragst oder abwarten, bis du nach Hilfe schreist?
Soll ich erst dann öffnen, wenn du die Tür klopfst oder wenn ich schon deine Schritte vor der Türe höre, Damit du dir kein Blöße geben musst vor mir?
Soll ich dir zur Hilfe eilen, wenn du dich im Spiegel nicht mehr wieder erkennst?
Oder fallen von mir alle Bedenken ab, wenn ich mich im Spiegel neben dich stelle?
In dem Moment wenn ich sehe, dass deine Augen, wenn sie sich fürchten, wie meine schauen.
Ganz weit geworden von dem Schrecken, den du sahst.
Obwohl du die Augen verschließen wolltest, gehorchte dein Körper nicht.
So wie meine Hände zittern auch deine,
Wenn du nach etwas greifen möchtest, aber es dir unmöglich erscheint.
Aus deinem Mund kommen wie aus meinem nur vereinzelt Worte der Hoffnungslosigkeit,
Auch wenn du das Licht nur aus der Ferne siehst.
Wie ein Kind glauben wir beide,
Dass wenn wir Schmerzen aussprechen, sie erst dann echt werden.
Wir wollen beide stark sein,
Fühlen uns aber insgeheim schwach, weil wir unsere Stärke in der Schwäche nicht erfassen können.
Wer bin ich, dass ich dir helfen könnte?

Ich stehe nicht über dir,
Noch stehe ich unter dir, um zu helfen.
Wenn ich helfen will, kommt es mir vor als würde ich die Hand ausstrecken, um dich neben mich auf die nächste Treppenstufen holen.
Aber willst du überhaupt auf der Treppe stehen?
Willst du sehen, wie ich auf die herunterblicke
Wer bin ich, dass ich auf dich herunterblicke?

Helfen ist was für Leute, die etwas mehr als andere haben.
Ich fühle mich eher, als würden bei mir noch etliche Puzzleteile fehlen.
Ich bin selbst eine Suchende.

Dann sehe ich dich an,
auch wenn dein Magen knurrt, fragst du nicht, ob du was zu essen bekommst.
Ich spreche mit dir,
Du sagst nicht, dass dir etwas fehlt.
Ich laufe mit dir,
Du läufst mit, obwohl dir die Beine zittern, weil du schon so weit gelaufen bist um zu mir zu kommen.
Du bist stolz, so wie ich, wenn ich Hilfe bräuchte, es aber eigentlich alleine schaffen will.
Als Beweis, dass ich es KANN. Dass ich mir selbst die Hand zur Hilfe ausstrecken kann und mich selbst aus einem Sumpf holen kann.

Durch deine Adern fließt dasselbe rote Blut, das auch durch meine fließt,
Es kocht über wenn es Ungerechtigkeiten sieht oder wenn du sie erfährst.
Deine Augen werden feucht, wenn du dich sehr freust aber auch wenn du sehr trauerst.
Dein Zuhause ist dir wichtig, es ist unsere Basis zu der wir zurückwandern,
Wenn wir uns wieder sicher fühlen wollen.
Wer bin ich also, dass ich dir helfen könnte?
Ich bin DU.
Ich bin die Hand, die deine Hand hält, während du dich aus dem Sumpf befreist.
Du bist die Hand, die mir zeigt wer ich bin, während ich mich aus dem Sumpf befreie.

 

Funda Doğhan

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